Auch heute zum Fotografieren brauchbare (alte) Digitalkameras

KUZRFASSUNG für Ungeduldige...

Schaue ich mir Bilder grundsätzlich nur noch auf dem Monitor des Smartphones, Tablet-Computers, PCs oder Flachbild-Fernsehers an? Dann kann ich sofort aufhören weiterzulesen… Oder möchte ich auch mal ein Papierbild für die Wand? In dieser simplen Frage steckt bereits die Antwort, wieviel Megapixel die (alte) Digitalkamera denn haben soll.

Nehmen wir den aktuellen Full-HD-Standard der Fernseh- wie Computerauflösung. Die Monitore bringen 1.920 x 1.080 Pixel = 2 Megapixel im Seitenformat 16:9. Bei einem Foto im Kleinbildseitenformat von 3:2 reduziert sich die Größe auf 1,8 MP bei einer microFourThirds/FourThirds-Kamera auf 1,6 (4:3) MP. Steigere ich die Monitorauflösung von 2K auf 4K (3.840 x 2.160 = 8 Megapixel) habe ich je nach Seitenformat 8,3 (16:9), 7,0 (3:2) oder 6,2 (4:3) Megapixel.

Auf einem 60 Zoll (Inch = 152 cm Bildschirmdiagonale) 4 K Fernsehmonitor ist das Bild ca. 73 x 130 cm groß. Ungeachtet von Kameras, die heute 36 bis 50 Megapixel liefern, lässt sich auch 2017 mit der Spanne von 2 MP (2K) bis 8 MP (4K) prima fotografieren. Möchte man eine kleine Reserve, um auch mal einen Ausschnitt zu machen, liegt man mit 2.400 x 1.600 = 4 Megapixel auf der sicheren Seite. Diese Pixelmenge bieten beispielsweise die hervorragende Konsumerkamera Panasonic Lumix DMC-LC5 oder die Profi-DSLRs Canon EOS 1D oder Nikon D2H(s). Mit den DSLRs steht auch Aufnahmen schnell bewegter Motive bei wenig Licht nichts im Weg! 4 Megapixel können im Bereich 14 x 20 (300 ppi Qualität) bis 40 x 60 cm (100 ppi Poster-Qualität) groß auf Papier gedruckt/belichtet werden. Mit den 3.000 x 2.000 = 6 Megapixel einer Nikon D70/D100 oder Pentax *ist DL(2) sind dann Größen von 17 x 25 cm bis 50 x 76 cm möglich. Mit 3.500 x 2.300 = 8 Megapixel 20 x 30 cm bis 60 x 90 cm. 8 MP werden beispielsweise von einer Olympus E-300 oder E-330 geliefert. Wenn das nicht reicht!

Jetzt etwas genauer...

Durchs immer präsente(re) Smartphone werden Digitalkameras in immer größerer Zahl angeboten, wobei sich die Spanne zwischen (aus Unwissenheit?) völlig unrealistischen Mond- und bei intensiver Suche auch zu entdeckenden Schnäppchenpreisen bewegt. So habe ich für eine später noch vorzustellende 4 Megapixel Olympus E-10 DSLR 45 Euro bezahlt, was andere Anbieter nicht davon abhält 200 oder gar 350 Euro für die gleiche, 16 Jahre alte Kamera zu verlangen. Um sich dann zu wundern, dass ihre Kameras unverkäuflich wie Blei liegen...

Ganz abgesehen von den Preisen: Welche Kameras sind heute noch sinnvoll, wie hoch sollte die Auflösung sein?

Bei Kameras, die wie das Smartphone keinen Zusatzsucher haben, kann man trotz Zoom-Objektiv gleich beim Smartphone bleiben. Es bleibt beim Raten des Motivs, wenn die Sonne oder nur reichlich Licht auf den Monitor fällt, ich sehe nichts. Was dem Knipser völlig egal ist, nicht aber, wenn man etwas bewusster fotografieren möchte. Damit ist das erste Kriterium für eine zum Fotografieren taugliche Kamera ein zum Monitor zusätzlicher Sucher. Selbst, wenn es sich um einen einfach gehaltenen optischen Durchsichtsucher handelt. Der funktioniert IMMER. Es kann auch ein elektronischer Sucher (E-Sucher) sein, selbst wenn er keine hohe Auflösung hat. Wie der meiner Sony Alpha 3000, mit der so gut wie alle "Produktfotos" der im Digicammuseum von mir präsentierten Digitalkameras entstehen. Monitor und Sucher lösen nur mickrige 230.000 Bildpunkte auf. Auch hat der E-Sucher meiner Nikon Coolpix P510 mit 201.000 Punkten eine miserable Auflösung. Und? Selbst bei hellstem Sonnenschein ist meine zur hochauflösenden Vollformat DSLR favorisierte Zweitkamera einsatzbereit, wenn dank mechanischem Objektiv-Stabilisator der riesige Brennweitenbereich von (auf Kleinbildformat umgerechnet) 24-1000 mm gewünscht ist.

Aber welche Kamera? Und mit wie viel Pixel Auflösung?

Da viele Anwendern gar nicht geläufig ist, wie viel Bildpunkte man denn braucht, wenn aus der Fotodatei doch mal ein Papierfoto werden soll, hier ein simples Beispiel. Magere 1800 x 1200 Pixel, das sind gerade mal 2 Megapixel, reichen für eine 30 x 20 cm (A4) Vergrößerung vollkommen aus. Also lässt sich leicht vorstellen, dass man mit einer 3 bis 6 Megapixelkamera schon recht weit kommt.

Hier können Sie ablesen, welche Druck-/Belichtungsgrößen mit dem jeweiligen Pixelmengen möglich sind. Wenn Ihnen die Tabelle als Bild zu klein ist, hier ist der Link zum Download und Studium der Tabelle im Excel-Format.

Die Negativwirkung von zu vielen Bildpunkten setzt ein, wenn die Bildsensoren bei zunehmender Auflösung immer kleiner, zu klein werden!

„Meine Voigtländer Vitoret 73 ist mit ihren 7 MP aber besser als deine alte Canon EOS D30 Digitalspiegelreflexkamera mit ihren nur 3 Megapixel...“ 

Könnte man meinen. Falsch, ganz falsch. Die Voigtländer hat zwar tatsächlich 3.072 x 2.304 Bildpunkte und die EOS D30 nur 2.160 x 1.440 Bildpunkte, aber die sind bei der EOS auf einer Bildsensorfläche von rund 15 x 23 mm verteilt. Bei der Voigtländer quetschen sich die 7 Millionen Bildpunkte auf eine winzige Fläche von 5,8 x 4,3 mm. Und das hat Auswirkungen! Die Pixeldichte ist so hoch, zu hoch (!), dass gleich nach der Nennempfindlichkeit des Bildsensors – ISO 64 – bei bereits ISO 80 in dunkeln Motivpartien Rauschen und immer wieder merkwürdig „schwammige“ (unscharfe) Bereiche in klaren Strukturen auftreten.

Mit der oben erwähnten 3 Megapixel Canon EOS D30 lassen sich problemlos Aufnahmen mit ISO 800, ja ISO 1600 machen, wenn das Licht es erfordert. Schauen Sie sich an, was mit der Canon EOS 300D möglich ist, mit 3.072 x 2.048 Pixel = 6 MP ebenfalls niedriger auflösend als die Voigtländer!

Auch bei der Sony Cybershot DSC H2 gibt es eine vergleichbare Beobachtung, unbrauchbare Fotos zu liefern, in diesem Fall allerdings bei hohen ISO 800 Sensorempfindlichkeit. 

Wie zu Beginn geschrieben: Bei zu vielen Bildpunkten auf einem zu kleinen Bildsensor wird die Qualität immer schlechter. Aber wo liegt die Grenze? Dort kommt die Organisation „6MEGAPIXEL“ ins Spiel. 

Wie heißt es in deren Überschrift(en): „Die FLUT der kleinen Pixel oder der FLUCH der kleinen Pixel?“ – „Beste Bildqualität mit 6 Megapixeln!“ 

Der Artikel beginnt mit: „Der beste Kompromiss für eine Kompaktkamera ist ein Sensor mit 6 Millionen Pixeln oder besser eine Pixelgröße von > 3 µm.“

Aha... Und woher bekomme ich die Pixelgröße? Ganz einfach. Auf eine der ältesten und wichtigsten Seite für Digitalkameras, digitalkamera.de sind unter Kameras/Schnellzugriffe fast alle seit etwa 1995 je gebauten Digitalkameras gelistet, wo die Pixelgröße als „Pixelpitch“ nachzulesen ist, zum Beispiel 2,0 µm für die Sony Cybershot DSC H2. Die oben erwähnte Voigtländer ist dort nicht zu finden, die Pixelgröße, der Pixelpitch beträgt aber wie beim Schwestermodell Ricoh Caplio RR770 1,9 µm. Beides Werte, die deutlich unter den von 6pixel.org vorgeschlagenen 3,0 µm liegen. 

Übrigens: Die 3 MP Canon EOS D30 hat eine Pixelgröße von 10,2 µm, die 6 MP Canon EOS 300D 7,3 µm. Bei einer mit 24 MP hochauflösende Systemkamera mit 15 x 23 mm Sensor haben die einzelnen Pixel einen Abstand von 3,9 µm, und der derzeitige (2015/2016) Rekordhalter, die 50 Megapixel Canon EOS 5DS hat auf dem 24 x 36 mm Vollformatsensor eine Pixelgröße von 4,1 µm.

Pixelgröße/Pixelpitch selbst ausrechnen

Im Beispiel oben ein Sensorgrößen-/Auflösungsvergleich Vergleich Kyocera Finecam M410R und die Ricoh Caplio RR770. 

Wenn es um Sensorabmessungen/Auflösungen geht, können Sie alternativ auch die Seite Digital Camera Database besuchen und Modelle Ihrer Wahl vergleichen. Digital Camera Database zeigt dann Sensorabmessungen in Millimeter und Pixelauflösungen an. Zur Errechnung der Pixelgröße multiplizieren Sie einfach die Sensorbreite mit 1000 und dividieren das Produkt durch die horizontale Pixelzahl.

Beispiel

Horizontale Sensorabmessung Kyocera: 5,33 mm x 1000 = 5330 µm

Horizontale Auflösung Kyocera: 5330 µm : 2272 Pixel = 2,35 µm Pixelabstand/Pixelpitch

Horizontale Sensorabmessung Ricoh: 5,75 mm x 1000 = 5750 µm

Horizontale Auflösung Ricoh: 5750 µm : 3095 Pixel = 1,86 µm Pixelabstand/Pixelpitch

Aber: Keine Regel ohne Ausnahme(n)

Moderne Kameras, wie die gerne von mir eingesetzten Nikon-Modelle Coolpix P510 (Bridgekamera) oder die Coolpix S800c haben bei 16 MP auf einem noch kleineren Bildsensor von 6,2 x 4,6 mm Größe nur noch einen Pixelabstand von 1,3 µm. Obwohl theoretisch ("6MEGAPIXEL") unmöglich, hilft, trickst (?) die moderne Elektronik beim Auslesen des Bildsensors vermutlich UND erfolgreich! Bei der Bildkontrolle auf dem Computermonitor in 1:1/100% Ansicht betrachtet, habe ich im Gegensatz zur frühen Generation wie bei der beschriebenen Voigtländer und Sony keinen Pixelbrei! Problemlos sind auch 32 x 48 cm A3+ Drucke/Belichtungen auf Papier möglich, wobei ich dafür auch gar keine 16 MP brauche! Die 16 auf 8 MP reduziert, genügen. Was auch sofort einen Qualitätsgewinn bringt. Entsprechend sind die versehentlich mit nur 3 MP aufgenommenen Bilder der 7 MP Voigtländer Vitoret 73 auch besser!

Auch heute brauchbare Digitalkameras

Im Sommer 2018 überarbeitet! Alles an Kameras, was Eingang in meinen erweiterten Kanon der Lieblingskameras gefunden hat, wird hier nicht mehr (doppelt) gelistet!

Als Ausnahme, obwohl sie nur 2 Megapixel Auflösung, aber sehr viel Spaß bietet: Kodak DC5000

Und digitale Spiegelreflexkameras, solange sie nicht zur Kodak Ur-Klasse gehören, gehören noch weniger zum alten Eisen! Nicht zu vergessen sind spiegellose Systemkameras – DSLMs! Sa gibt es Schätze, die für unter 100 bis 150 Euro zu haben sind! Als da wären (in alphabetischer Reihenfolge):

STOPP

Was hier gelistet war, ist in die Rubrik "Mein (ziemlich) finaler Kanon" gewandert. Bitte schauen Sie dort nach.

Ralf Jannke, November 2018

 

Kommentare (3)

  • Hans J. Sievers
    Hans J. Sievers
    am 16.05.2018
    16.5.18
    Hallo Herr Jannke, ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen, denn ich bin auf der Suche nach einer
    billigen Digital-Kamera mit Wechsel-Objektiv , um meine Dia-Sammlung damit zu digitalisieren.
    Ihre Rechentabellen haben mich nun auf die Idee gebracht, es mit der Foto-Funktion meiner Panasonic-
    Videokamera (4 MP) zu versuchen. Für eine Wiedergabe auf dem TV dürfte das dann ja reichen.
    Mal sehen, was dabei ´rauskommt !
    Also, Ihren Beitrag kann ich nur als "besonders gelungen" bezeichnen.
    Gruß Hans J. Sievers, der sich in absehbarer Zeit ´mal mit einem Ergebnis melden wird.
  • S. B.
    S. B.
    am 10.05.2019
    Hallo Herr Jannke,
    endlich mal ein Artikel, der sich kritisch mit der Materie auseinandersetzt und auch für mich einige neue Aspekte enthält.
    Ich habe mir über Chip.de die mehr oder weniger vollständigen technischen Daten angeschaut und bin dann mühselig zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
    Die Digital Camera Database macht natürlich bessere Vergleiche möglich, vielen Dank dafür!
    Im Prinzip habe ich das gleiche Problem wie Herr Sievers und bin noch am Testen.
    Gruß, S. B.
    • Ralf Jannke
      Ralf Jannke
      am 10.05.2019
      Hallo

      Ich geben zu das Thema in letzter Zeit etwas schleifen gelassen, bzw. praktisch eingestellt zu haben. Denn: Was wirklich für aktive Fotografie mit Alt-Digitalkameras brauchbar ist, habe ich mittlerweile unter „Mein (ziemlich) finaler Kanon“
      https://www.digicammuseum.de/geschichten/erfahrungsberichte/finaler-digitalkamera-kanon/
      liegen, was ich auch gelegentlich aktualisiere. Die dort gelisteten „Konsumer-/Bridgekameras“ haben eher Alibifunktion. OK, diese Kameras liegen durchaus griffbereit, aber ich bevorzuge gewöhnlich doch „anständige“ Systemkameras. Ob nun als DSLR mit Spiegel oder als DSLM ohne Spiegel.

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